Unsere Geschichte

Ein Neubeginn sollte es sein

Ein Neubeginn sollte es sein: Ludwig Eibach und andere Pfarrer in Nassau wollten mit der Gründung des „Vereins für die Evangelische Kirche im Herzogtum Nassau“ die Botschaft des Evangeliums bezeugen und der Kirche helfen, ihre Aufgabe als Anwältin der „Armen, Kranken, Verwahrlosten, Verlassenen und Ausgestoßenen“ deutlicher wahrnehmen zu können. „Offen und frisch“ wollte man „Farbe bekennen“, so hieß es in der Gründungserklärung vom 11. November 1850. Wer Mitglied werden wollte, sollte „nach Kräften nicht bloß mit Gaben, sondern auch mit Wort und Tat dazu beitragen, dass der Verein seine Aufgabe löse.“ Diese Aufgabe sollte sein, „für leiblich und seelisch Bedrängte zu sorgen und diese zu stärken.“

11. November 1850
Gründungserklärung des Vereins

Pfarrer Ludwig Eibach, Initiator des „Vereins für die Evangelische Kirche im Herzogtum Nassau“, wurde zum Vorsitzenden gewählt und blieb dies bis zu seinem Tod 1868.

1853
Beginn der Jugendhilfe

Gründung des Rettungshauses in Wiesbaden

1864
Kolportageverein

Kolportageverein (später Oranien-Verlag) wird dem Verein angegliedert

1879
Neues Vereinshaus

Vereinshaus an der Platter Straße
(heute Hotel Oranien) wird eingeweiht

1887
Diakonissenheim Biebrich

Eröffnung des Diakonissenheims Biebrich (später Kinderheim, heute Jugendhilfe)

1893
Beginn der Altenhilfe

Das Katharinenstift ist die Keimzelle der Altenhilfe von EVIM. Katharina Schneider (1807–1886), eine vermögende Witwe, hatte bestimmt, dass ihr Vermögen einem sozialen Zweck zugeführt werde. Ihrer Tochter Louise Schultze kam die gute Idee, in Biebrich ein Altenheim in einer ehemaligen Fabrik zu eröffnen. Hier konnten zunächst bedürftige alleinstehende Damen für täglich 80 Pfennige Kost und Wohnung erhalten. 1901 verkaufte Louise Schultze das Anwesen an EVIM und Diakonissen übernahmen die Betreuung der Bewohner:innen. Im Ersten Weltkrieg wurde im Stift vorübergehend ein Lazarett eingerichtet. Danach nahm 1920 das „Katharinenstift“ mit 15 Senioren seinen Betrieb auf. Seither hat es sich zu einem Zentrum für moderne Pflege und Betreuung älterer Menschen entwickelt und ist heute das Lebenszentrum für Menschen mit Demenz.

1925
Erwerb des Hofguts Geisberg

Der Ankauf der ehemaligen Landwirtschaftsschule „auf dem Geisberg“ schuf den dringend benötigten Platz für EVIMs stetig wachsende pädagogische Arbeit mit immer mehr Kindern und Jugendlichen in den 1920er Jahren. Die dazu notwendigen Geldmittel stellte die Stifterin Luise Weil zur Verfügung. Eine orts- und familiennahe Betreuung der sogenannten „Zöglinge“ war damit einfacher geworden, ebenso wie eine Ausweitung der Arbeit auf schulentlassene ältere Jugendliche und vorschulpflichtige Kinder. Bald wurden hier in den „Evangelischen Erziehungsheimen auf dem Geisberg“ – wie die Einrichtung nun hieß – rund 130 Kinder und Jugendliche betreut.

Der Standort entwickelte sich zu einem der Zentren der Arbeit von EVIM. Das traditionsreiche Gebäude auf der Erhebung am Stadtrand Wiesbadens beherbergt heute die „Schule am Geisberg“, Einrichtungen der Bildung, Jugendhilfe, Teilhabe und der Verwaltung.

1933-1945
NS-Zeit
Als Teil der Evangelischen Kirche standen die Institutionen des Evangelischen Vereins für Innere Mission in Nassau immer wieder in Spannungsfeldern zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft, die das konkrete Handeln und richtungsweisende Entscheidungen beeinflussten. Gerade die Zeit des Nationalsozialismus stellte die Einrichtungen vor Herausforderungen und führte zu gravierenden Veränderungen. Eine wissenschaftliche Recherche von Historikern der Agentur Guttmann Grau und Partner führte zu Erkenntnissen, die im Herbst 2025 zur Schaffung eines Denkortes auf dem Geisberg-Gelände führen werden und in unserer Festschrift nachzulesen sind.
1961
Gertrud-Bucher-Haus

Das heutige Seniorenzentrum „Gertrud-Bucher-Haus“ in Westerburg wird eröffnet.

1964
Ludwig-Eibach-Haus

Einweihung des Neubaus des Alten- und Pflegeheims „Ludwig-Eibach-Haus“ auf dem Gelände des früheren Rettungshauses

1983
Kortheuer-Haus

Das Altenpflegeheim Kortheuer-Haus in Usingen wird eröffnet.

1984
Beginn der Arbeit der Behindertenhilfe (heute „Teilhabe“)

Selbstbestimmt das Leben meistern: Wohnheim für Menschen mit Behinderung in der Pfitznerstraße (heute Johannes-Brahms-Straße). Das jüngste Arbeitsfeld von EVIM ist die Behindertenhilfe (heute „Teilhabe“). Wichtig war von Anfang an, mit den Wohnheimen keine „Inseln“ zu bilden, sondern inmitten von Nachbarschaften und Gemeinden zu leben und ein offenes Miteinander zu ermöglichen. Mit zahlreichen weiteren speziellen Angeboten zum Wohnen, Arbeiten und zur Freizeitgestaltung erweiterte sich kontinuierlich das Spektrum.

Wichtiger Bestandteil ist auch die Arbeit mit Menschen mit psychischer Beeinträchtigung. Betreute und selbstständige Wohnformen sind zentraler Bestandteil der Einrichtungen ebenso wie qualifizierte und hochwertige Arbeitsplätze inner- und außerhalb der Werkstätten. Der Werkstättenverbund im Rhein-Main-Gebiet bietet vielfältige Arbeitsmöglichkeiten, die in manchen Fällen den Sprung auf den „ersten Arbeitsmarkt“ ermöglichen können. Eine lebendige Kulturarbeit mit Tanz-, Theater- und Musikgruppen bereichert das Angebot.

1991
Schlocker-Stiftung Hattersheim

Die Schlocker-Stiftung Hattersheim (heute „Teilhabe“) nimmt ihre Arbeit auf (Wohnanlage und Werkstatt)

1990er
Ausbau Altenpflege

In den folgenden Jahren werden die Seniorenzentren in Hattersheim und Hochheim eröffnet.

2000
150. Jubiläum des Vereins

EVIM feiert Jubiläum

2000er
Ausbau Altenpflege

Weitere Häuser der Altenhilfe werden in den folgenden Jahren in Schierstein, Walluf, Kostheim und Schwalbach eröffnet. Das Johann-Hinrich-Wichern-Stift in Wiesbaden wird rekonstruiert.

2001
„upstairs“

Das Projekt „upstairs“ wird ins Leben gerufen.

Ab 2004
Umstrukturierung

Der Verein verändert seine Struktur: Mit Ausnahme der Jugendhilfe werden bis 2012 alle bisherigen Fachbereiche in rechtlich selbstständige GmbHs ausgegliedert.

2007
Campus „Klarenthal“

Das Schulprojekt „Campus Klarenthal“ wird gegründet.

2008
FSJ und BFD

EVIM wird als Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und kurze Zeit später des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) anerkannt.

2010
160. Jubiläum des Vereins

EVIM feiert Jubiläum und gründet die EVIM Stiftung

Ab 2015
Ausbau Geflüchteten- und Jugendhilfe sowie Bildungseinrichtungen

• Projekte für Geflüchtete
• Projekt für schulische Eingliederungshelfer
• Eröffnung zahlreicher Kitas und neuer Wohngruppen der Jugendhilfe

2025
Wir feiern 175 Jahre EVIM

In seiner 175-jährigen Geschichte hat EVIM immer wieder bewiesen, dass es sich auf veränderte Bedingungen flexibel einstellen kann. Seit der Strukturveränderung 2005 hat sich die Zahl der Mitarbeiter:innen mehr als verdoppelt. Heute blicken wir stolz auf über 3.400 einzigartige Menschen, unsere Mitarbeiter:innen, die mit großem Engagement und viel Herzblut ihre Aufgaben erfüllen. Wir sind dankbar für rund 400 Freiwillige, die unsere Arbeit ebenso engagiert unterstützen.

Und wir freuen uns darauf, künftig noch vielen weiteren einzigartigen Menschen zu begegnen, die wie wir MITMENSCHEN sein möchten. In den vergangenen Jahren ist ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl in unseren Hilfefeldern gewachsen. Ob in der Jugendwohngruppe im Pflegeheim, die Unterbringung Geflüchteter in allen Arbeitsbereichen, ein Kindergarten in einem inklusiven Wohnhaus oder das gemeinsame Feiern an regionalen Standorten – EVIM ist weiter zusammengewachsen. Dem haben wir 2024 mit einer großen Strukturveränderung Rechnung getragen: In der EVIM gGmbH sind seither alle Hilfefelder vereint – der Verein ist für alle Unterstützungsprozesse (freiwilliges Engagement, Verwaltung etc.) verantwortlich. In der internen Kommunikation hieß das: GEMEINSAM EINS!

Wir blicken dankbar zurück und mit Zuversicht nach vorn. So gehen wir in das Jubiläumsjahr 2025. Wir sagen „Herzlichen Glückwunsch EVIM – du lebendig atmende Organisation, die auch künftig das Herz am rechten Fleck behalten und so für MITMENSCHEN da sein möge!“