Geschichten von Mitmenschen

Peter Held

„Ein guter Freund!“

Mein Name ist Peter Held. Ich bin 81 Jahre alt. Ein Beruf von mir war Lehrer, zunächst Hauptschule, später an einer Gesamtschule hier in Wiesbaden. Und mein zweiter Berufsteil war Lehrer-Ausbilder. 2006 bin ich pensioniert worden und ich hatte einen sehr, sehr guten Freund, mit dem ich schon viel gereist war und wir haben dann die nächsten Jahre sehr intensiv benutzt, viele Länder der Welt zu bereisen. Dann kam dieses berühmte Jahr 2015, in dem der Flüchtlingsstrom aus Ungarn, Österreich hauptsächlich nach Deutschland kam und im Herbst des Jahres, habe ich bei EVIM reingeschaut, die hatten in der Werbekampagne gestartet, dass man eine Patenschaft übernehmen kann. Dann habe ich diesen Herrn Akbari kennengelernt, Ali Akbari, der damals schon an die 70 bald gewesen war und ein ähnliches Alter hatte wie ich und das hat eigentlich relativ schnell gefunkt zwischen uns beiden. Mir war klar, er muss Deutsch lernen, das ist als Allererste. Also wir sind durch die Stadt gegangen, ich habe ihn einkaufen lassen und er hat so langsam peu a peu ein bisschen gelernt. Er ist jetzt viele Jahre schon hier, aber er kann die Sprache nicht richtig und ich kann das eigentlich auch gut verstehen, eine Fremdsprache jetzt noch in dem Alter zu lernen, das ist ja fast unmöglich. Er war früher in Afghanistan, in Kabul war er Lehrer gewesen für Englisch und hat gleichzeitig einen zweiten Beruf gehabt, er hat in der Kabul Bank gearbeitet. Die Menschen der Mittelschicht, die Bürgerlichen, brauchen zwei Berufe, um halbwegs eigentlich über die Runden zu kommen. Dann hab‘ ich so langsam auch seine Familie kennengelernt. Der Ali Akbari hat in Deutschland vier Kinder, eine Frau, zwei Söhne und zwei Töchter und dann hat er noch drei andere Kinder, die nicht in Deutschland leben.

Irgendwann habe ich dafür gesorgt, dass Ali eine Wohnung bekommt, hier in Wiesbaden mit seiner Familie. Und da hänge ich dann auch gleich schon drin, denn es wurden so ab und zu ein paar Steine in den Weg gelegt. Ich hab‘ mich immer ein bisschen darum gekümmert, ob das alles auch rechtens ist.
Vielleicht konnte ich auch durch meine Empathie, die ich in der Schule erworben habe, auch so ein bisschen besser auf seine Probleme und Schwierigkeiten eingehen, ohne dass er sie angesprochen hat. Und relativ schnell hatten wir ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zueinander. Er kommt ja jede Woche zu mir, ab und zu gehe ich mit meiner Frau zu ihm zum Essen. Er ist sehr schnell mein Freund geworden und ich bin sein Freund geworden. Und das erfüllt mich doch auch mit Freude, muss ich sagen. Wir haben jetzt 2025 und 2015 habe ich damit begonnen. Also sind jetzt zehn Jahre, dass ich dabei bin und es hat auch mich natürlich bereichert, diese Patenschaft. Mit Sicherheit ist es, dass meine Gastfreundschaft sich deutlich erhöht hat. Ich habe auch eine Menge über EVIM gelernt, dass dort in EVIM wirklich auch Leute arbeiten, die total engagiert sind, was Flüchtlingsfragen betrifft, die unglaublich empathisch sind. Also etwas, was uns stark beschäftigt hat, ist die Einbürgerungsfrage. Ich hab eine ganz dicke Akte vom Regierungspräsidium Darmstadt. Wir haben tausend Eingaben gemacht, es scheiterte immer wieder an 1.000 Kleinigkeiten. Zum Schluss haben wir einen Anwalt genommen. Der Anwalt hat das relativ schnell durchgesetzt. Es sind jetzt etwa anderthalb Jahre her, dass Herr Akbari in Wiesbaden bei einer sehr schönen Zeremonie eingebürgert wurde. Wir waren alle dabei gewesen und zum Schluss – ich habe seit 50 Jahren die Nationalhymne nicht mehr gesungen – mussten wir alle aufstehen. Und Herr Akbari und ich standen nebeneinander und haben die deutsche Nationalhymne geschmettert. Das war irgendwie ein wunderschönes Erlebnis. Die Mühen, die man hatte über Jahre, mit dieser ganzen Einwirkungsgeschichte, die waren auf einmal verflogen und wir haben uns nur gefreut.

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